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Nachhaltigkeit bewegt Psychodramatische Organisationsentwicklung | Bericht der Fachgruppe OE im DFP | vom Präsenztreffen im April

Das Treffen bei der Gastgeberin Birgitta Wildenauer in den Räumen ihres SOFI-P Instituts fand in gleichzeitig familiärer sowie inhaltlich dichter Atmosphäre statt. Energie war über die anderthalb Tage hinweg insbesondere zu spüren bei den Feldern Nachhaltigkeit, Diversität, Komplexität / Überforderung, Humanistisches bzw. menschliches Maß.

Am 24. und 25. April 2023 trafen sich elf PsychodramatikerInnen in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg, um gemeinsam inhaltlich am Thema Organisationsentwicklung mit psychodramatischen Methoden zu arbeiten. Es ist nach Erfurt 2022 das zweite Treffen der Fachgruppe in Präsenz.

Das Treffen bei der Gastgeberin Birgitta Wildenauer in den Räumen ihres SOFI-P Instituts fand in gleichzeitig familiärer sowie inhaltlich dichter Atmosphäre statt. Energie war über die anderthalb Tage hinweg insbesondere zu spüren bei den Feldern Nachhaltigkeit, Diversität, Komplexität / Überforderung, Humanistisches bzw. menschliches Maß. Die Gruppe sieht sich zusammenfassend am Anfang ihres Prozesses, doch durch Erfahrungsberichte, Handouts und Kasuistik mit reichhaltigen Impulsen für lebhafte szenisch-soziometrische Bühnen werden Konturen deutlicher.

Der kreative Zirkel als strukturelles Element der Psychodrama-Theorie zu Kreativität und Spontaneität ist uns an verschiedenen Stellen als Bezug und verinnerlichter Bestandteil der Gruppe der PsychodramatikerInnen begegnet. Den kreativen Zirkel können wir sehr gut mit den Grundgedanken und der Praxis nachhaltigen Lebens im Allgemeinen und bei Übergangsprozessen / OE verbinden.

Nach dem Mittagssnack ging es in die Erwärmung „Willkommen im wilden Osten“, was uns intensiv wie lebhaft ankommen ließ. Der politische Wirkungswille der PsychodramatikerInnen war in teils politischen teils persönlichen Bezügen über die Historie der Wiedervereinigung bis zum hier und jetzt präsent.

Montagnachmittag

Uwe Reineck gab uns einen Erfahrungsbericht über Zusammenhänge und Entwicklungen im Geschäftsfeld Organisationsentwicklung am Beispiel der Maiconsulting und seiner Reflektion hierzu. Das eröffnete innere Bühnen auch im Vergleich mit systemisch und gruppendynamisch orientierten Beratungsschulen. An diesen Orientierungen ist uns die tendenziell höhere Abgeschlossenheit der Modelle und ihrer Interpretationsfolien zu eng. Eine weitere Kritik am erlebten Systemischen ist die geringere Wertschätzung des einzelnen und geringere kreative Impulsgebung für neue Rollen. Edgar Schein und die TZI von Ruth Cohn waren in der Gruppe positiv belegt.

Die weiteren Parts der Maiconsulting vorgestellt und angeleitet in Person durch Mirja Anderl und Uwe Reineck fanden Belebung durch soziometrische Wahlen, Begegnung in unterschiedlichen Teilgruppen und szenischem Spiel:

  • Zum einen abgeleitet aus der Einführung des Geschäftsfelds Nachhaltigkeit in der Maiconsulting selbst.
  • Zum anderen in der Übersicht der Beratungsprozesse für Übergangssituationen in Unternehmen sowie wo / wie / welche psychodramatisch orientierten Settings bzw. Interventionen fruchtbar gemacht werden (Bestandteil des zweiten Tages).

So startete Uwe mit einem psychodramatischen Interview von Mirja zur Einführung des Geschäftsfelds Nachhaltigkeit. Die wesentlichen – geradezu auch typischen – Aspekte kamen als Rollen auf die Bühne, erlebten und erkundeten sich in verschiedenen Begegnungen. Aspekte wie Diversität gesellten sich rasch bei.

Vertiefung ermöglichte die soziometrische Wahl, welche Rollen besonders beeindruckt haben und mit welchen Rollen wohl kein Tele in Sicht ist. Im Austausch und Rollen-Interview waren in der erfahrenen Gruppe Rollenfeedback und Identifikationsfeedback schon angelegt.

Mirja Anderl und Uwe Reineck brachten zum Ausdruck, dass sie diesen Part als Protagonisten zentrierte Beratung gestalten und sich im Feld gute Handlungsoptionen ableiten lassen – die Rollen können sich – oder z.B. eine Geschäftsleitung als Protagonist – darauf aufbauend gegenseitig beraten.

Gerda Reiff hat für die Gruppe als Abschluss des ersten Tages einige übergeordnete Bezüge zu Nachhaltigkeit, Ethik, Organisation, Kreislaufwirtschaft mit Literaturhinweisen zusammen- und vorgestellt. Sie berichtete von ihren Prozessbegleitungen an Hochschulen und spannte trotz später Stunde den Bogen zu den Beiträgen des Psychodramas. Stichworte hierzu sind „Beziehungsgestaltung“, „kreativer Zirkel“, „kooperativ Aushandeln“, „ko-kreative Akteure der Beziehungsgestaltung“. Stärke des Psychodramas ist es, die Ermutigung zu Gemeinschaften, individuelle Entwicklung, soziale Kompetenzen in Reflektions- und handlungsbefähigenden Prozessen gleichzeitig Raum zu geben und alle integrativ zusammen zu bringen.

Besonders griffig als Teilaspekte der Vorstellung und Handouts waren zum einen die Anfänge der Kreislaufwirtschaft in der Forstwirtschaft im 17.-ten Jahrhundert. Sie beschreibt die Nachhaltigkeits-Grundidee, dass das, was man entnimmt, auch wieder zurückgibt.

Zum anderen – stellvertretend für das „komplexe hier und jetzt“ – sind die guten, aber zahlreichen „Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung“. So wurde die emotionale Mischung aus „gut, dass es das alles gibt“ – aber „dies alles jetzt auch noch machen“ mit Erleben von Überforderung und Bedrängung deutlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag

Nach ausführlicher Resonanz- und Reflektionsrunde zum ersten Tag gab Kersti Weiß der Gruppe am zweiten Tag eine Fallvorstellung ihrer Arbeit als Organisationsentwicklerin in einer kirchlichen Organisation am Beispiel einer Fusion. Eingebettet in die Beschreibungen entfaltete sie uns ein detailliertes Bodenbild zu den Themenstellungen, die sich bei Fusionen von Organisationen auftun.

Dieser Erfahrungsschatz basiert leider auch auf vielen Negativ-Ergebnissen und Erlebnissen (70% zu 30%), in denen vorhandene Kulturen, menschliche wie betriebliche Ressourcen eher vernichtet wurden. Die Inhalte mit Systematisierung auf der Meta-Ebene sind auch in Buch- und Artikelform verfügbar. Neben den verschiedenen Teilen aus Organisation, Ablauf- und Aufbauorganisation, Kultur, betrieblichen Prozessen wurde betont, dass die Primärziele der Organisation präsent im Mittelpunkt stehen müssen. Im Idealfall bildet sich ein Kreislauf, in dem einzelne Beiträge aus der Organisation sich entwickeln und aushandeln, wie sie zu den Primärzielen beitragen.

Es gibt ein Grundverständnis, eine Grundhaltung der PsychodramatikerInnen Beiträge auf den detaillierteren Arbeitsebenen einer Organisationsentwicklung hierzu ko-kreativ und ermächtigend / emanzipatorisch zu gestalten, Handlungsfähigkeit durch neue Rollen zu entwickeln, Menschen zu ermutigen in Gruppen zu arbeiten und Arbeitsbeziehungen zu verhandeln.

Es folgte die Vorstellung der Vorgehensweise der Maiconsulting in der Beratung von Firmenkunden bei Veränderungsprozessen anhand von Übersichtstableau, Diskussion und Vignetten.

Mirja berichtete von ihrer Entscheidung und Vorgehensweise intern wie extern mit ExpertenberaterInnen zusammenzuarbeiten. Die Ko-Kreation zwischen Expertenberatung aus dem Audit / ISO / Normungs- ggf. klassischen Unternehmungsberatungsumfeld und ProzessberaterInnen im supervisorischen Verständnis ist definitiv auch in dieser Gruppe ein Spannungsfeld.

Maiconsulting arbeitet u.a. auch mit Resonanzgruppen und einem Impulsgeberkonzept. Impulsgeber bedeutet erst einmal Annahme und Kreation dieser neuen Rolle durch eine Person – die vorgeschlagenen Personen dürfen im Rahmen eines Budgets selbstbestimmt Veränderungen im Unternehmen durchführen / anstoßen.

Wünsche, Ziele und Transfer – weiter geht`s

Die letzte Bühne galt den Wünschen und Zielen der Fachgruppen an die eigene Arbeit und den weiteren Schritten. Wir kamen gemeinsam zum Schluss, dass wir eher noch am Anfang der Gruppe und Arbeit stehen und zum jetzigen Zeitpunkt ein größeres Vorhaben, wie ein öffentlicher Kongress nicht angestrebt wird.

Zusammenfasend empfand sich die Fachgruppe in der abschließenden Reflektion als zufrieden bzgl. der Atmosphäre mit guten Begegnungen, beginnender Vernetzung, Freude und Gelingen der soziometrischen und soziodramatischen Methoden mit szenischem Spiel.

Fragezeichen bestehen bezüglich der noch quantitativ geringen Gruppengröße, der eigenen Kommunikationsreichweite und der Tatsache, dass tatsächlich wenige der Teilnehmenden in Erfahrung und Geschäft im engen Sinn als OrganisationsentwicklerInnen tätig sind. Ein größeres Fragezeichen bestand bei Überlegungen, ob sich ein gemeinsames unternehmerisches Vorgehen entwickeln ließe.

Ziele und Vereinbarungen

  • Da das Psychodrama Institut Freiburg / Heidelberg als Teil der Maiconsulting selbst zu den gastgebenden Organisationen für die angefragte DFP Fachtagung 2025 gehören wird, wird Uwe Reineck mit der Tagungsgruppe abstimmen, in welcher Quantität und Qualität die psychodramatische Organisationsentwicklung Bestandteil Gerda Reiff wird dies unterstützen. Sich hieraus ableitende Teilaufgaben werden Bestandteil der Präsenztagung 2024 der Arbeitsgruppe sein.
  • Der kleine Basisverteiler mit 29 Personen und ca. ein Dutzend aktiver TeilnehmerInnen sowie die Tatsache, dass mehr BeraterInnen als OE-lerInnen teilnehmen, veranlasst uns, dass wir gezielt SupervisorInnen nochmal in die Gruppe einladen, die in Organisationen arbeiten. Der Blick auf Handlungsfähigkeit in organisationalen Rollen und Reflektion von Organisations- und Arbeitskulturen ist zumindest eine supervisorische Teildisziplin im Ausbildungscurriculum sowie in supervisorischer Praxisarbeit. Kersti Weißverfasst als in OE sowie Supervision bekanntes und gut vernetztes Mitglied einen einladenden Brief hierzu.
  • Steffen Joas übernimmt die – insbesondere auch abstimmende und terminverfolgende Kommunikation, Webseite, etc. – mit dem DFP-Vorstand, insb. Martina Neumeyer.
  • Die Fachgruppe plant weiterhin mit einer Präsenztagung pro Jahr und 3 kollegialen Fallberatungen.
  • Danke (!) an das Team für Vorbereitung / Orga und Moderation – beklatscht und weiterhin aktiv: Sebastian Arnoldi, Theresia Hevera, Steffen Joas, Birgitta Wildenmaier

Kollegiale Fallberatung, jeweils ab 18:00 Uhr online: 15.06.23, 15.09.23, 16.11.23

Präsenztagung vsstl. 6./7. Mai 2024 (ggf. Dresden)

Bitte „Save the dates” und herzliche Grüße von der Fachgruppe OE

Claus-Georg Schilling