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Informationen zu ReferentInnen und Workshops der DFP-Fachtagung 2016:

 

Vorträge

Empowerment und Resilience – EXIT: expressive arts work with traumatised communities – Integrationsarbeit mit jugendlichen Migranten

Melinda Ashley Meyer

Melinda Ashley Meyer wird in ihrem Vortrag und mit einem Film zeigen, wie “community art work” mit jugendlichen Migranten durchgeführt wird, die traumatisiert sind und an Stress und Verlust leiden. Es handelt sich um eine qualitative und quantitative Studie, an der 208 unbegleitete Jungen zwischen 15 und 18 Jahren beteiligt waren.
Sie wird Englisch sprechen und wir legen, soweit möglich, eine deutsche Übersetzung vor.

Sie stellt mit EXIT (Expressive Arts in Transition) ein engagiertes Forschungsprojekt aus Norwegen vor. Die Arbeit mit den Teilnehmern wurde mit dem Verfahren “Expressive Arts” durchgeführt, dass dem Psychodrama verwandt ist und z.B. auch in Israel vielfach eingesetzt wird. (Melinda A. M. ist ebenfalls eine erfahrene Psychodramatikerin.) EXIT wurde entwickelt, um Menschen zu stabilisieren, die unter extremem Stress leben und/oder Traumata überlebt haben. EXIT fokussiert darauf, Beweglichkeit, Imagination, Engagement, Verbundenheit, im Hier-und-Jetzt Sein, Sicherheit und Eigenverantwortlichkeit zu steigern. In einem Film werden wir die Teilnehmer bei den ersten Interventionen sehen. Die Ergebnisse der Studie werden danach vorgestellt und diskutiert.

Workshops

Wie mache ich Soziodrama?

Prof. Dr. Klaus Ottomeyer

Das Soziodrama soll von realistischen Positionen, Rollen und Dynamiken ausgehen, die in der aktuellen Auseinandersetzung um die Flüchtlinge in Europa wirksam sind. Der Referent wird dazu einen Ausgangs-Vorschlag einbringen. Im Anschluss an das Rollenfeedback aus den Untergruppen und das Sharing in der Großgruppe sollen verdrängte Spannungen und gedeihliche Lösungsvorschläge festgehalten werden.

Enhancing identity and a sense of belonging In a new culture

Prof. Dr. Melinda Ashley Meyer

In diesem Workshop wird Melinda Ashley Meyer vorstellen, wie sie Psychodrama und szenische Arbeit einsetzt, um Migranten zu helfen, in einer fremden Kultur eine neue Identität und ein Gefühl von Zugehörigkeit zu entwickeln.
Der Workshop wird in englischer Sprache gehalten.

Dem Fremden in uns begegnen – Schattentoleranz

Anatoli Pimenidou

Ist man von allen guten Geistern verlassen, wenn man sich den eigenen Schattenseiten zuwendet? Im Gegenteil, wir werden die  „Licht-Seiten“ in uns zur Hilfe holen, um dann psychodramatisch kleine und größere Schatten lebendig werden zu lassen. Sie sollten nicht zum ersten Mal ihren Schattenseiten begegnen wollen. Sie werde selber entscheiden, wieviel davon sichtbar werden soll. Und am Ende wird nicht „Alles gut“. Bestenfalls ist etwas mehr Schattentoleranz möglich.

Entscheidungen in komplexen und schwierigen Situationen

Uwe Mettlach / Saad Achmed

Durch meine Tätigkeit bei der Polizei bin ich vertraut in der Führung von Teams, Beratung von Führungskräften und Entscheidern sowie der Begleitung von Ausbildungsgruppen, Mentoring- und Coachingprozessen. Für die gute Entscheidungsfindung gibt es verschiedene Methoden, Techniken und Werkzeuge, die ich alleine oder in Verbindung mit psychodramatischen Techniken in den unterschiedlichen Anwendungen nutze. Was würden sie auf folgende Frage antworten? Können sie sich vorstellen einen Workshop zusammen mit einem Menschen durchzuführen, den sie nicht kennen, dessen Sprache sie nicht sprechen, der eine ganz andere Ausbildung hat als sie selbst und an den die hohe Messlatte eines Besuchers eines Psychodrama Kongresses gelegt wird? Überlegen sie in Ruhe. In dem Workshop stellen wir ein Modell vor, das die unterschiedlichen Phasen des Entscheidungsprozesses verdeutlich und den Einsatz von psychodramatischen Techniken eventuell ermöglicht. Die Entscheidung, ob sie sich in den Workshop begeben oder etwas anderes machen, können wir ihnen nicht nehmen. Wir laden sie herzlich zu dem Workshop ein.

Supervision von Teams, die mit geflüchteten Menschen arbeiten

V. Schlevogt / R. Naumann

Von unterschiedlichen Trägern werden seit Anfang dieses Jahres verstärkt professionelle Strukturen aufgebaut, um geflüchtete Menschen nach der Erstaufnahme auch in der Begleitung und Integration im bundesdeutschen Alltag zu unterstützen. Supervision in diesem neuen Berufsfeld birgt zahlreiche Herausforderungen, da sich das Spannungsfeld von Unsicherheit und Übermotivation auf allen Ebenen zeigt.
Im Workshop bieten wir die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches zum Arbeiten in diesem Spannungsfeld und stellen Ansätze zur Diskussion, mit denen wir die Teammitglieder in ihren neuen beruflichen Rollen begleiten.

Psychodramatische Traumatherapie

Dr. Reinhard Krüger

Der Workshop bietet eine Einführung in die Besonderheiten der psychodramatischen Traumatherapie. Patientinnen und Patienten mit Traumafolgestörungen dissoziieren definitionsgemäß bei jeder Traumaexposition, dadurch friert ihre innere Konfliktverarbeitung  ein. Das geschieht auch schon bei der bloßen psychodramatischen Begegnung mit dem Täter oder dem einfachen psychodramatischen Nachspielen einer traumatisierenden Situation. Ohnestörungsspezifisches Vorgehen ist die Therapie deshalb nicht hilfreich. Die Therapeutin gibt deshalb im Rahmen einer haltgebenden, flexiblen Beziehung 1. der Traumaerfahrung die ihr zustehende existentielle Bedeutung. 2. Sie trennt systematisch den Interaktionsraum des Traumageschehens von dem Beobachtungs- und Erzählraum, zum Beispiel mit der Zwei-Stühle-Technik. 3. Sie führt Selbststabilisierungstechniken ein und kreiert mit dem Patienten Bewältigungsfantasien. 4. Auf dieser Grundlage wird psychodramatische Traumaverarbeitung in der Gruppe oder in der Einzeltherapie (z.B. mithilfe der Tischbühne) möglich.
Literatur: Krüger, Reinhard T. (2015). Störungsspezifische Psychodramatherapie – Theorie und Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Kulturalisierungsfallen in der Konfliktarbeit – Kulturelle Atome im Dialog

Jutta Heppekausen

Das Zusammenleben und –arbeiten zwischen Mehrheimischen und Einheimischen kann auch Konflikte beinhalten. Bei ihrer Bearbeitung – z.B: in der Supervision – birgt eine Rahmung als „interkultureller Konflikt“ die Gefahr in sich, die Komplexität der Konfliktlinien auf gängige ethno-natio-kulturelle Zuschreibungen zu reduzieren. Mit dem praktisch und theoretisch bewährten Instrument des kulturellen Atoms, auf der Bühne spielerisch ins Erleben gebracht, haben wir viele Möglichkeiten, den Blick zu weiten. Ausgehend von einer konkreten Konfliktsituation bringen wir in diesem Workshop die sich gegenüberstehenden inneren Stimmen in einen Dialog mit dem Ziel, die Vielfalt unserer Zugehörigkeiten und Differenzlinien sichtbar zu machen und die im Konflikt verborgenen Schätze zu heben.

Fremdes im sozialen und im Rollen-Atom

Agnes Dudler

In Palästina sagt man: „Lade Fremde ein und behandle sie gut, damit sie lange bleiben. Du kannst viel von ihnen lernen.“ Dass man Fremdes mit Vorsicht betrachtet, ist ebenso sinnvoll. Erst wenn die Abwehr größer ist als die Neugier und wir nicht mehr genau hinschauen, wird es kritisch. Mit den psychodramatischen Instrumenten soziales Atom für die Beziehungsebene und dem Rollenatom für die eigenen inneren Anteile lässt sich untersuchen, wie wir mit Fremden und Fremdem umgehen. Beide Möglichkeiten sollen in diesem Workshop vorgestellt und erprobt werden.

Psychodrama mit Flüchtlingskindern

T. Niedermaier / B. Menzel

Bei der Arbeit mit Flüchtlingskindern, die  in einer Unterkunft leben, müssen wir auf vieles verzichten, was uns üblicherweise Orientierung und Sicherheit bietet.
Es gibt Sprachprobleme, diagnostisches und biographisches Wissen fehlt, die Familien bringen ihr eigenes Verhältnis  zu Institutionen mit und man bewegt sich in einem  unübersichtlichen und unstrukturierten  Setting. Trotzdem bietet das Kinderpsychodrama Möglichkeiten Kinder zu unterstützen.
Wir berichten von unserem Suchprozess  und stellen unsere  Gruppe mit Kindern aus einer Gemeinschaftsunterkunft in München vor.

Zu den Referent/-innen

Saad Achmed, geb. 1986 als Kurde , Grundschullehrer, Flüchtling aus Syrien, Status zurzeit unklar, Zusammenarbeit mit Uwe Mettlach im Flüchtlingsheim Simeonhaus Wiesbaden.

Agnes Dudler, Jg. 1946, Diplom-Psychologin und Diplom-Pädagogin, Beratung, Coaching, Psychotherapie und Supervision in freier Praxis in Bonn, 20 Jahre Leitung des Instituts für Psychodrama SZENEN, Fort- und Weiterbildung, Grossgruppenarbeit mit Soziodrama. Langjährige Vorstandsarbeit im DFP und der FEPTO.

Jutta Heppekausen, MA Supervision in eigener Praxis, Psychodramaleiterin (Institut für Psychodrama Ella Mae Shearon, Köln), Theaterpädagogin (Akademie Remscheid), Gründerin von „Blickwechsel – Playbacktheater Freiburg“, Playbacktheater-Trainerin (Center for Playbacktheatre, New York/USA), wiss. Mitarbeiterin an der PH Freiburg

Reinhard T. Krüger, Dr. med., geboren 28.2.1944, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychodrama-Therapeut. Tätig in eigener Praxis seit 1977. Seit 1975 Lehrtherapeut und Supervisor für Psychodrama, u.a am Moreno-Institut Edenkoben/Überlingen. Ärztlicher Leiter des Moreno-Instituts Edenkoben/Überlingen. Reinhard Krüger hat vor 25 Jahren die Zeitschrift „Psychodrama“ und vor 12 Jahren die „Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie“ mitgegründet. Neben zahlreichen Veröffentlichungen ist er Autor der Bücher: 1. Kreative Interaktion. Tiefenpsychologische Theorie und Methoden des klassischen Psychodramas. Göttingen 1997, Vandenhoeck & Ruprecht. 2. Störungsspezifische Psychodramatherapie – Theorie und Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015. Arbeitsschwerpunkte: Störungsspezifische Anwendungen des Psychodramas, Theorie des Psychodramas und des Spiels. Riethof 7, D-30916 Isernhagen. E-Mail: krueger.reinhard@htp-tel.de

Bettina Menzel, Dipl. Psych., Kinderhypnotherapeutin (MEG), systemische Familientherapeutin, Beratungsstelle in der Kirchenstraße 88, 81675 München, Träger: schule-beruf e.V.

Uwe Mettlach, geb. 1963 in Ostwestfalen, Dipl. Verwaltungswirt, Psychodramaleiterausbildung am Schwedischen Moreno Institut bei Leif Dag Blomkvist, Systemischer Berater, Spiel-und Theaterpädagoge,  Zauberkünstler,  seit 2005 Fachlehrer und Trainer an der Polizeiakademie Wiesbaden für  im Bereich Führungsmanagement und Personalentwicklung, Rhetorik, Medientraining, Teamentwicklung, Kommunikations- und Konflikttraining,  Projektmanagement, Ziel und Zeitmanagement, Veränderungsmanagement. 2014 Wechsel zum Zentralen Polizeipsychologischen Dienst in den Bereich Organisationspsychologie und Führungskräfteberatung

Professor Melinda Ashley Meyer is the Director of the Expressive Arts Conflict Transformation and Peacebuilding Program at the European Graduate School (EGS). She was a senior researcher at the Norwegian Centre for Violence and Traumatic Stress Studies (NKVTS) (2004 – 2016) and the Director and Co-founder of the Norwegian Institute for Expressive Arts and Communication (NIKUT). She is a Director of Psychodrama and is a trained bioenergetics-therapist. Since 1983 she has focused on the combination of community, group and individual psychotherapy. She worked as an Expressive Arts and group psychotherapist at the Psychosocial Centre for Refugees with torture survivors and war refugees from 1990-2004. Since 2008 she has been project leader for a controlled longitudinal study with unaccompanied minor refugee boys between the age of 15 and 18 at NKVTS applying EXIT as an early intervention model.
She has been giving lectures and workshops within the field of EXA, Psychodrama, trauma, conflict transformation and cross-cultural group work in Europe, Israel, East Europe, North, Central and South America. She has made three documentary films, written articles and participated in writing several books. She is a Founding Member of FEPTO (Federation of Psychodrama Training Organisations).

Rebecca Naumann, Ev. Theologin, Coach und Supervisorin (DGSv); berät im Schwerpunkt zu allen Aspekten des Talentmanagements.

Thomas Niedermaier, Dipl. Psych., Psychodramatherapeut (DFP), Beratungsstelle in der Kirchenstraße 88,  81675 München, Träger: schule-beruf e.V.

Klaus Ottomeyer, geb. 1949, Sozialpsychologe und Psychotherapeut, Lehrtherapeut für Psychodrama, von 1983 bis 2013 Professor für Sozialpsychologie an der Universität Klagenfurt. Gründungsobmann und Psychotherapeut der Kärntner Einrichtung ASPIS, die psychotherapeutische Hilfe für traumatisierte Flüchtinge sowie für Opfer des Nationalsozialismus und ihre Familien anbietet.
Autor des Buches „Die Behandlung der Opfer. Über unseren Umgang mit dem Trauma der Flüchtlinge und der Verfolgten“ (Klett-Cotta, Stuttgart 2011).

Anatoli Pimenidou, Psychologische Psychotherapeutin, Psychodrama-Therapeutin, Trauma-Therapeutin (PITT), Niedergelassen in eigener Praxis mit Kassenzulassung für Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Tiefenpsychologisch Fundiert, Einzel- Gruppen-Selbsterfahrungsleiterin. Schwerpunkte: Traumafolgestörungen, Persönlichkeitsstörungen, Trauerarbeit.

Vanessa Schlevogt, Politikwissenschaftlerin und Supervisorin/Coach (DGSv); Beratung und Prozessbegleitung, insbesondere zu Familienfreundlichen Netzwerken, Kinder- und Familienzentren sowie Chancengleichheit